Modul 5a: Beziehungsgestaltung in digitalen Lernprozessen

Lernprozesse finden heutzutage nicht mehr nur analog statt, sondern zeichnen sich in unterschiedlichen Bildungskontexten durch den vielfältigen Einsatz digitaler Medien aus. Der Begriff “Digitale Medien” wird breit gefasst: Darunter verstehen wir digitale Endgeräte, die den (technischen) Zugang ermöglichen, konkrete digitale Werkzeuge, aber auch den inhaltlichen Rahmen gestaltende Elemente. Auf der Ebene der Endgeräte sind dies z.B. Smartphones, Tablets und Laptops – aber auch digitale Tafeln und Smartboards zählen dazu. Zu den digitalen Werkzeugen, die in pädagogischen Kontexten genutzt werden können,  gehören u.a. Lernplattformen, Lernapps und -quizze sowie Videoplattformen, auf denen Erklär- und Lernvideos zur Verfügung gestellt werden. Als Elemente auf inhaltlicher Ebene bezeichnen wir z.B. Webseiten oder Wikis. Auch Soziale Medien sind Teil dieser inhaltlichen Ebene. 

Digitale Medien können das Lernen und die pädagogische Arbeit gleichermaßen begleiten und strukturieren. Davon bleibt auch die pädagogische Beziehungsgestaltung nicht unberührt: Die Art und Weise, wie pädagogisch tätige Personen mit Lernenden anhand der Medien kommunizieren, wie die Beteiligten digitale Medien nutzen, welche Erfahrungen sie mit digitalen Medien in Lernprozessen und im Alltag machen, welche Einstellungen sie zu digitalem Lernen haben – all das kann die pädagogische Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden beeinflussen. Dabei stellt sich auch die Frage, wie Lehrende ihre Beziehungen zu Lernenden im digitalen Raum gestalten. Unsere Vermutung ist: Die oft hierarchisch geprägten Beziehungen zwischen Pädagog_innen als Expert_innen in ihrem Fachgebiet der Pädagogik und Fachdidaktik und den Lernenden können durch den Einsatz digitaler Medien aufgebrochen werden. Dadurch können neue Möglichkeiten des selbstorganisierten Lernens in persönlichen Lernumgebungen entstehen, bis hin zu einem gemeinsam erarbeiteten Prozess eines lebenslangen Lernens und zu Bildungslandschaften in analoger und digitaler Form, an denen alle teilhaben können. Andererseits können auch hierarchische Aspekte in pädagogischen Beziehungen verstärkt werden.

Digitale Medien in Bildungskontexten bieten neue Möglichkeiten der Kommunikation und Interaktion, die über traditionelle Lernformate formeller oder informeller Art hinausgehen: Sie ermöglichen eine zeit- und ortsunabhängige Zusammenarbeit, den Austausch von Ideen und die individuelle Anpassung des Lernens an die Bedürfnisse der Lernenden sowie eine individualisierte Feedback-Kultur. Insgesamt können digitale Medien als Werkzeuge dienen, um eine unterstützende Lernumgebung zu schaffen. Sie erschließen zudem neue Möglichkeiten der Selbstreflexion, was wiederum die Beziehung zwischen pädagogisch tätigen Personen und Lernenden stärken kann (Tellisch et al., 2021). Zugleich wird teilweise beklagt, dass persönliche Beziehungen leiden können, wenn unmittelbarer persönlicher Kontakt fehlt. Zusammengenommen ist vor allem eine sensibilisierte Herangehensweise von Bedeutung, welche es ermöglicht, pädagogische Beziehungen zu stärken und die Lernumgebungen von Lernenden zu bereichern. Dies sollten Pädagog_innen zu jedem Zeitpunkt der Bildungsarbeit und Beziehungsgestaltung berücksichtigen.

Aufgaben:

Lösen Sie Aufgabe 1, wenn Sie an schulischen Kontexten interessiert sind, oder beschäftigen Sie sich mit Aufgabe 2, wenn Sie sich für andere pädagogische Kontexte interessieren:

  • Aufgabe 1: Bitte lesen Sie den verlinkten Textauszug (2 Seiten) und beantworten Sie danach die Frage zum Text.
    • Hintergrundinformation zum Text: Anne Piezunka und Julia Frohn haben in ihrem Artikel “Nähe auf Distanz? Zur Gestaltung von Lehrkraft-Schüler*innen-Beziehungen während der COVID-19-Pandemie” u.a. untersucht, welche Mittel und Wege Lehrkräfte gewählt haben, um im Unterricht sowie im Homeschooling mit digitalen Medien Nähe zu den Lernenden herzustellen. Lesen Sie bitte Kapitel 4.3.2 (S. 139-140).
    • Link zum Textausschnitt von Piezunka und Frohn [Anmerkung: Der Text ist kostenlos verfügbar. Legen Sie die Open-Access-Publikation auf der Website in den digitalen Warenkorb. Wenn Sie den Bestellvorgang abgeschlossen haben, können Sie die Veröffentlichung downloaden.]
    • Frage zum Text: Welche Herausforderungen gibt es in Ihrer pädagogischen Arbeit bei der Gestaltung von Nähe und Distanz in Lehr-Lern-Situationen, in denen Sie digitale Medien einsetzen?
  • Aufgabe 2: Bitte klicken Sie auf den Link und hören Sie sich die Podcastfolge zum Thema “Digitale Medien in der Kita” an (13 Minuten). Beantworten Sie danach die Frage zur Podcastfolge.
    • Hintergrundinformationen: In Folge 23 des Podcasts “SCIENCE TALK” der Hochschule Magdeburg-Stendal sind Prof. Dr. Annette Schmitt und Sven Hohmann zu Gast und berichten von ihrem Forschungsprojekt DiKit – Digitale Medien in der Kita. In der Podcastfolge geht es darum, wie digitale Medien sinnvoll im Kita-Kontext eingesetzt werden können und welche Unterstützung frühpädagogische Fachkräfte dafür brauchen.
    • Link zur Podcastfolge: https://www.sciencetalk.net/23-digitale-medien/ 
    • Frage zum Podcast: Wie können digitale Medien die pädagogische Arbeit bereichern? Und welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich durch den Einsatz digitaler Medien in (früh-)pädagogischen Kontexten?

Hier geht es weiter zum Themenbereich 5b: Digitale Mediennutzung und digitale Medienkompetenz als Faktoren der pädagogischen Beziehungsgestaltung