2. Reckahner Schultagung „Pädagogische Beziehungen – das Fundament guter Schule. Demokratie und Kinderrechte stärken“

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Abstrakte Grafik. Dieses Bild wurde mit Chat-GPT erstellt.

Am 28. und 29. März 2025 fand im Kulturensemble Reckahn die zweite Schultagung statt. Rund 80 Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte und weitere im Bildungsbereich engagierte Menschen kamen zusammen, um sich unter dem Motto „Pädagogische Beziehungen – das Fundament guter Schule. Demokratie und Kinderrechte stärken“ auszutauschen und weiterzubilden.

Zwei Tage lang bot die Tagung ein vielfältiges Programm aus Vorträgen, Workshops und partizipativen Formaten. Ziel war es, gemeinsam neue Impulse für eine Schule zu entwickeln, in der Kinderrechte, Demokratie und wertschätzende Beziehungen im Mittelpunkt stehen.

Auftakt und inhaltliche Einführung

Der Freitag startete mit einer thematischen Einführung, Grußworten unterstützender Organisationen und einem gemeinsamen Kennenlernen. In einem interaktiven Format wurden erste Erfahrungen mit den Reckahner Reflexionen, der schulischen Praxis und dem Engagement für Kinderrechte und Demokratie sichtbar gemacht – bei den Teilnehmenden ebenso wie bei den Grußwortredner*innen Dr. Mathias Iffert (Landesinstitut für Schule und Lehrkräftebildung Brandenburg), Philipp Wernemann (Verband Sonderpädagogik Berlin e.V.) und Dr. Lena Kahle (Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V.).

In einem bewegenden Gespräch gab Prof. Dr. Annedore Prengel einen Einblick in die Grundlagen pädagogischer Beziehungen, in die Entstehung und Bedeutung der Reckahner Reflexionen sowie in die historische Dimension des Tagungsortes. Sie stellte zentrale Leitlinien der menschenrechtsbasierten Pädagogik vor. Für alle, die professionell mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, formulierte sie folgende Fragen: Wohin geht meine Reise in den pädagogischen Beziehungen? Warum ist mir das wichtig? Wie kann ich andere anerkennen und ihnen auf Augenhöhe begegnen? Wie sehen meine Strategien dazu aus? Damit ermutigte sie die Teilnehmenden zur eigenen Reflexion und einer konkreten Bewusstseinsbildung als Grundlage für einen reflektierten und empathischen Umgang mit Kindern und Jugendlichen.

Ein weiteres Highlight war der gemeinsame Vortrag von Margret Rasfeld und Tim Wiegelmann: „Resilienz bei Kindern und Jugendlichen fördern durch demokratische Erfahrungen – Was wirklich zählt: Beziehung, Wertschätzung, Verantwortung, Sinn“.
Tim Wiegelmann, der sich selbst als „Bildungsrebell“ bezeichnet, kritisierte das selektive Schulsystem, das besonders für Kinder mit besonderen Bedürfnissen viele Hürden bereithält. Margret Rasfeld – ehemalige Schulleiterin und Bildungsinnovatorin – setzte dem Konzepte für eine neue Lernkultur entgegen: beziehungsorientiert, partizipativ und zukunftsgerichtet. Eine Form dafür ist das Lernen im Rahmen von selbstorganisierten Projekten mit sozialen und ökologischen Zielen (FREI DAY). In einigen Filmausschnitten war zu sehen, wie begeistert sich Kinder und Jugendliche engagieren und kreative Ideen entwickeln.

Austausch und kreative Impulse

Im anschließenden Austausch-Café diskutierten die Teilnehmenden in Kleingruppen zentrale Fragen rund um pädagogische Beziehungen und Kinderrechte mit dem Fokus auf die Themen Förderung, Beteiligung und Schutz. Für den Erfahrungsaustausch gab es einige Leitfragen: Welche Wege seid ihr schon gegangen? Welche Stolpersteine gab es? Was möchtet ihr weiterdenken und umsetzen?


Ein inspirierender Abschluss des ersten Tages war die Präsentation künstlerischer Arbeiten von Schüler*innen, die sich kreativ mit dem „Regelbüchlein für Kinder“ auseinandergesetzt hatten. Daraus entsteht das Heft „FaiRe Regeln“, ein Regelwerk von Jugendlichen für Jugendliche, das auf Respekt, Beziehung und Verantwortung basiert. Dieses Projektprodukt geht demnächst in den Druck und wird künftig anderen Schulen als Grundlage für eine respektvolle Schulkultur zur Verfügung stehen.

Einblick in die Praxis am Samstag

Nach einem kurzen Rückblick auf die Ergebnisse des Austausch-Cafés eröffnete Martina Hehn-Oldiges den Samstag mit einem praxisnahen Vortrag zum Thema: „Wertschätzung und Anerkennung als Basis für eine an den Kinderrechten orientierte Schule – Ethisch (und inklusiv) handeln im Schulalltag“. Sie stellte ihr pädagogisches Konzept vor und gab hilfreiche Anregungen, wie Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte mit herausforderndem Verhalten von Kindern und Jugendlichen umgehen können.

In der anschließenden Workshop-Phase konnten sich die Teilnehmenden für eines von vier Themenangeboten entscheiden und 90 Minuten lang vertiefend arbeiten:

  1. Leistungsbewertung in der Praxis – Spielräume zwischen staatlichen Vorgaben und Sinnhaftigkeit
    (Wolfgang und Stefanie Vogelsaenger)
  2. Alle in einem Boot! Wenn Sturm aufkommt …!? – Umgang mit konflikthaften Situationen im Unterricht
    (Martina Hehn-Oldiges und Usch Jack)
  3. Auf die Beziehung kommt es an! – Sensibilisierung für menschenrechtsbasierte Pädagogik im Klassenzimmer
    (Bianca Stange und Nora Nax)
  4. Beziehungskultur stärken mit intus³ Beziehungslernen – Auf die Haltung kommt es an!
    (Gabi Dammrow)

Nach einer stärkenden Mittagspause mit leckerer Suppe trafen sich die Teilnehmenden erneut, um in einem Gruppenpuzzle ihre Workshoperfahrungen auszutauschen. Dies diente zugleich als Grundlage für die abschließende Arbeitsphase, in der Themenfelder identifiziert und neue Arbeitsgruppen sowie Netzwerke gebildet wurden. Gemeinsam mit den dankenswerterweise von allen Referent*innen und Mitwirkenden zur Verfügung gestellten Unterlagen, erhalten alle Teilnehmenden digital Zugang zu allen erarbeiteten Ideenpapieren und den neu entstandenen Themengruppen. Das Ziel ist eine kontinuierliche Weiterarbeit an den Tagungsinhalten – wie zum Beispiel Demokratiebildung, inklusive Schulkultur, Beurteilen und Fördern ohne Noten und kinderrechtsbasierte Schulentwicklung.

Eine Taskcard-Plattform soll künftig den Austausch und die Weiterentwicklung der begonnenen Prozesse unterstützen – bis man sich im Herbst 2026 zur dritten Schultagung wiedertrifft…

Ein bewegendes Fazit

Die Rückmeldungen der Teilnehmenden am Ende der Tagung waren durchweg positiv und motivierend:

„Ich fand es einfach sehr spannend, und ich bin wieder sehr motiviert, Schule zu bewegen! Bis zum nächsten Mal.“
„Vielen Dank für diese spannende, motivierende und wertschätzende Tagung. Ich würde gerne erneut kommen!“

Ein großes Dankeschön

Ein herzlicher Dank gilt allen, die an der Vorbereitung und Durchführung der Tagung beteiligt waren – sei es durch inhaltliche Beiträge, organisatorische Unterstützung oder ideelle Begleitung. Ebenso danken wir den finanziellen Förderern, sowohl den Organisationen und Verbänden als auch den privaten Spendern über das Crowdfunding, ohne deren Hilfe die Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre.

Wir wünschen allen Mitwirkenden und Teilnehmenden stärkende, gelingende und inspirierende Momente in den pädagogischen Beziehungen mit Kindern und Jugendlichen – bis zum nächsten Wiedersehen in Reckahn!

Manuela Diers, Katja Langer-Bachmann, Thomas Kirchschläger, Sabine Schelhorn-Dähne und Ursula Winklhofer

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