Rückblick auf die Schultagung 2023
(6. Mai 2024 / Beitrag von Manuela Diers, Katja Langer-Bachmann, Thomas Kirchschläger, Sabine Schelhorn-Dähne und Ursula Winklhofer)
Am 10. und 11. November 2023 fand zum ersten Mal die Schultagung „Pädagogische Beziehungen – das Fundament guter Schule – Impulse der ‚Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen‘“ im Reckahner Tagungshaus statt. Ziel der Tagung war es, die Qualität pädagogischer Beziehungen genauer zu beleuchten, verletzendes Verhalten zu erkennen und anerkennende Interaktionen aller Beteiligten, Kinder und Jugendliche ebenso wie pädagogisch Tätige, in der Schule zu stärken.
Teilgenommen haben Lehrkräfte, Schulleitungen und pädagogische Fachkräfte an Schulen aus mehreren Bundesländern sowie Fachleute aus Wissenschaft und Lehre. Die Tagung wurde von Ursula Winklhofer, Katja Langer-Bachmann, Thomas Kirchschläger, Sabine Schelhorn-Dähne und Manuela Diers organisiert und moderiert. Wie schon andere Konferenzen und Tagungen in Reckahn konnte auch die erste Reckahner Schultagung mit einer angenehmen, inspirierenden Stimmung, mit weiterführenden Gesprächen sowie gutem Essen und Service aufwarten.
Das Programm gestaltete sich sehr vielseitig und ließ die Teilnehmenden eine Reihe von Themen rund um die Reckahner Reflexionen und die Gestaltung anerkennender pädagogischer Beziehungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln genauer betrachten. Vorträge und Austauschformate wechselten einander ab, sodass auch die eigenen Gedanken jedes*r einzelnen Teilnehmenden gehört werden konnten.
Nach der Eröffnung des Organisationsteams und Dr. Silke Siebrecht-Grabig, der Leiterin der Reckahner Museen, folgten ermutigende Grußworte von Regina Büttner (Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Brandenburg), Dr. Mathias Iffert (LISUM Brandenburg), Heike Noll (Schulamt Brandenburg) sowie Phillipp Wernemann (VDS Berlin). Am Freitag waren daraufhin zunächst Vorträge von Prof. Dr. Annedore Prengel und Prof. Dr. Nathalie Fischer zu hören. Ausgehend von den Leitlinien der Reckahner Reflexionen, der historischen Bedeutung des Ortes Reckahn und den vielen Ansätze zur Stärkung pädagogischer Beziehungen, die es bereits gibt (ETEP, Demokratie leben und lernen, Klassenrat, Marte Meo u. a.), wurden Prinzipien einer pädagogischen Ethik vorgestellt. Im Weiteren ging es um die Fragen, welche Kompetenzen und Fähigkeiten Kinder und Jugendliche in Zukunft brauchen und wie eng sowohl Wohlbefinden, Anerkennungs- und Beteiligungsmomente als auch Vertrauen mit nachhaltigem Lernen zusammenhängen. Untersuchungen dazu zeigen, wie pädagogische Beziehungen das Wohlbefinden, das Vertrauen und das nachhaltige Lernen beeinflussen und auch für die Pädagog*innen entlastend wirken.
Bei einem intensiven Austausch, der methodisch an das World-Café-Format angelehnt war, ging es um die Erfahrungen mit Gelingensbedingungen und Stolpersteinen bezüglich pädagogischer Beziehungsgestaltung in Schule. Hier war spürbar, dass die anwesenden Fachpersonen viele Aspekte beschäftigen, angefangen von der Tabuisierung des Themas im Kollegium, einer fehlenden Feedbackkultur bis hin zum Mangel an Zeit und Raum für reflektierende Gespräche. Ansätze zur Verbesserung liegen nicht nur in den Rahmenbedingungen, sondern auch in der Auseinandersetzung mit ethischen Leitlinien im Kollegium, einer förderlichen Haltung der Schulleitung und nicht zuletzt in einer lebendigen Partizipation der Kinder und Jugendlichen.
Abgerundet wurde dieser erste Tag durch Prof. Dr. Frank Tosch, der in seinem Vortrag eine Reise in die Historie des Bildungsortes Reckahn unternahm und somit die menschen- und kinderfreundlichen Zusammenhänge von vor 250 Jahren zu heute offenbarte. Mit einem Besuch im Schulmuseum und im Schlossmuseum konnten die Wirkungsstätten des reformpädagogisch orientierten Lehrer Bruns und der damals sehr fortschrittlichen kinderfreundlichen Pädagogik besichtigt werden.
Der Samstag startete mit einem inspirierenden Vortrag von Martina Hehn-Oldiges über ethisches Handeln in herausfordernden Situationen. Die dringliche Frage, wie sich „unter Druck“ im pädagogischen Alltag anerkennend handeln lässt, war hier das Leitmotiv – sehen sich doch sehr viele Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte vor enorme Belastungsproben gestellt. Konkrete Handlungsempfehlungen und Tipps, die gelingend und fundiert erklärt wurden, stießen auf große Resonanz.
Nach dem Impulsvortrag von Martina Hehn-Oldiges konnten die Teilnehmenden in Workshops in folgende Themengebiete eintauchen:
- Pädagogische Beziehungen gemeinsam reflektieren – Subjektlogische Fallbesprechung für Schulen in der Arbeit mit herausfordernden Kindern (Holger Mühlberger)
- Disziplin in der Klasse – Ampeln und Ermahnungssysteme aus kinderrechtlicher Sicht (Martina Hehn-Oldiges, Ursula Jack)
- Gute Pädagogische Beziehungen von Anfang an – Sensibilisierung von Berufsanfänger*innen für eine menschenrechtsbasierte Pädagogik im Klassenzimmer und in der Schule (Simone Götzinger, Bianca Stange)
- Ich tät ja wollen, aber die anderen? – Die Reckahner Reflexionen in der Schule verankern (Stephan Portner)
- Das Konzept der Lernhäuser an der Havelmüller-Grundschule in Berlin – Anregungen aus Best Practice Beispielen guter Schulen (Gaby Plachy)
Nach einem ausgezeichneten Mittagessen in den wunderschönen Räumen des Bildungshauses zu Reckahn wurden die Ergebnisse aus den Workshopgruppen im Plenum zusammengetragen. Es wurde allen klar, wie viel Kraft, Energie und Chancen in all den vorgebrachten Strategien und Umsetzungsbeispielen stecken. Für das Organisationsteam war es schön zu sehen und zu spüren, dass die Inhalte, Fragen und Konzepte der Tagung bei den Teilnehmenden viele Anregungen, Gedanken und Ideen auslösten.
Zum Ende der Tagung wurde das weitere Vorgehen skizziert und ein Ausblick gewagt. Das Organisationsteam freut sich, dass in Absprache mit den Verantwortlichen in Reckahn eine weitere Tagung für die Zielgruppe aller, die in der Schule tätig und engagiert sind, geplant werden kann. Sie wird voraussichtlich im Frühjahr 2025 stattfinden. Aktuelle Informationen dazu und evtl. auch digitale Austauschformate für die Vorbereitung und Organisation werden im ersten Halbjahr 2024 bekannt gegeben.
Wir danken allen, die in der Vorbereitung unterstützt haben und die Tagung mit ihren Beiträgen bereichert haben. Wir wünschen allen Mitwirkenden und Teilnehmenden spannende, stärkende und gelingende Momente in den pädagogischen Beziehungen mit Kindern und Jugendlichen.
Stimmen der Teilnehmenden zur Schultagung 2023
„Man spürte den «genius loci» – hier findet ein grundlegendes Umdenken im Umgang mit Schüler*innen statt unter der Maxime von Achtsamkeit, Empathie, Respekt und Ermutigung.“
„Reckahn ist ein wunderbarer, kreativer Ort; für einen Einstieg super geeignet. Der einzige Wehrmutstropfen: Es konnten nicht alle gemeinsam an einem Ort die ganze Zeit bleiben und am Ende zu wenig Zeit für Austausch….“
„Spannende Menschen, interessante Vorträge, hilfreiche Workshops!“
„Danke für den Ort, den Rahmen, das köstliche Essen und die gute Betreuung!“
„Man hatte das Gefühl, zwei Tage gemeinsam auf einem Lernweg zu sein!“
„Vielen Dank für diese durch hohe Wertschätzung geprägte Tagung! Dies sorgte für ein sofortiges Wohlfühlen und einen vertrauensvollen Austausch. Die Beiträge waren wohl überlegt und alle hochinteressant und nachhaltig für mich. Ich gehe mit einem guten Gefühl nach Hause.“