Als ich die „Reckahner Reflexionen“ zum ersten Mal las, war ich innerlich stark betroffen. Sofort hatte ich Lehrerinnen und Lehrer vor Augen, die schon auf dem Schulflur oder im Lehrerzimmer herabwürdigend über die Kinder sprechen. Wie die wohl in der Klasse sprechen? Die armen Kinder! Doch dann reflektierte ich mich selbst ehrlich und mir fiel auf, wie oft ich selber scheinbar unbedeutende Sätzchen sage, die die Kinder verletzen könnten. In einer Vertretungsstunde hörte ich mich neulich sagen: „Das Unterrichten macht gar keinen Spaß mit dir. Du gehörst doch eher in den Kindergarten!“. Schrecklich, wenn ich es jetzt lese. In der Klasse kam es aber derart schnell aus meinem Mund, dass ich den Satz gar nicht mehr einfangen konnte. Er war gesagt. Seitdem ich die „Reckahner Reflexionen“ gelesen habe, fallen mir viele Sätze und Formulierungen auf, die nicht in Ordnung sind. Bei mir und bei anderen!

Gründe gibt es dafür viele: Überforderung, Stress, … Deswegen habe ich mir vorgenommen, mich regelmäßig an die 10 Leitlinien der „Reckahner Reflexionen“ zu erinnern. Und da kam mir die Idee: Mit einem schönen Deko-Tape habe ich die Leitlinien in unsere Lehrertoilette gehängt. Ich glaube, bis heute weiß keiner, dass ich sie dort hingehängt habe.


Katharina Wieland Müller / pixelio.de

Ich bin in mehreren Schulen unterwegs und darf daher mehrere Lehrertoiletten benutzen. Daraus ist eine kleine Guerilla-Aktion geworden! Wie ein Guerilla-Gärtner kleine Blumensamen in öffentlichen Grünflächen verstreut, hänge ich die bunt ausgedruckten „Reckahner Reflexionen“ mit schönem Deko-Tape in jede Lehrertoilette, die ich besuche. Aufgefallen bin ich bis jetzt noch nicht. Manchmal hängen die Leitlinien dort noch, wenn ich die Schule ein weiteres Mal besuche, manchmal auch nicht. Dann belasse ich es natürlich dabei.

Es kann nicht schaden, sich auf die eine oder andere Form an die Leitlinien zu erinnern. Und vielleicht kann das eine Möglichkeit sein – auf einem stillen Örtchen!

Lehrerin, 30 Jahre.

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