Bericht über das Fachkolloquium im Rochow-Museum Reckahn
(von Annedore Prengel) Am 9.6.2018 fand im Rochow-Museum in Reckahn ein ganztägiges Kolloquium zum Thema „Wie lernen Kinder Selbstachtung und Anerkennung der Anderen?“ statt. Aus zahlreichen Bundesländern sowie aus Österreich und der Schweiz kamen Fachleute nach Reckahn. Dabei wirkten 34 renommierte Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Disziplinen an dem Fachgespräch mit. Sie repräsentieren Erziehungswissenschaft, Psychologie, Soziologie, Politische Bildung sowie Bildungsträger, Bildungspolitik und die Bildungspraxis verschiedenster Arbeitsfelder.
Das Kolloquium widmete sich in Bezug auf die demokratische Bildung von Kindern und Jugendlichen in allen pädagogischen Feldern den folgenden Fragen: Wie können Kinder ihre kinderrechtlichen Ansprüche an Erwachsene kennen und zugleich selbst respektvoll handeln lernen? Wie können Kinder und Jugendliche zu Selbstachtung und Anerkennung der Anderen angeleitet werden? Damit leistet das Kolloquium einen innovativen Beitrag zur ethischen Orientierung in der Erziehung demokratischer Gesellschaften auf allen Bildungsstufen.
Grundlage des Kolloquiums am 9.6.2018 war die Leitlinie 6 der Reckahner Reflexionen, sie lautet „Kinder und Jugendliche werden zu Selbstachtung und Anerkennung der anderen angeleitet“. Die Teilnehmenden erarbeiteten innovative Vorschläge dazu, wie Kinder und Jugendliche lernen können, demokratische Praktiken in ihren Peergruppen und Erwachsenen gegenüber im Alltag von Schulen und Kindertageseinrichtungen zu realisieren. Sie suchten nach Antworten auf die Frage, wie in Schulordnungen und Einrichtungsordnungen in altersgerechter Sprache Prinzipien wechselseitiger Anerkennung und konstruktiver Konfliktbearbeitung verankert werden können.
U.a. in neun Kurzreferaten wurde der interdisziplinäre wissenschaftliche Erkenntnisstand zum Tagungsthema zur Diskussion gestellt. Damit wurde die jahrelange Arbeit des Arbeitskreises Menschenrechtsbildung, der die Reckahner Reflexionen in den letzten sieben Jahren entwickelt hat, vertieft. Ziel ist, zur Verminderung seelischer Verletzungen und zur Stärkung guter pädagogischer Beziehungen und guter Peerbeziehungen beizutragen.
Veranstalter des Kolloquiums waren das Rochow-Museum und die Akademie für bildungsgeschichtliche und zeitdiagnostische Forschung e.V. an der Universität Potsdam. Der Robert Bosch Stiftung und der Universitätsgesellschaft Potsdam e.V. sei herzlich gedankt für die finanzielle Unterstützung des Fachkolloquiums.
In den kommenden Monaten werden auf diesem Blog verschiedene Beiträge erschienen, die im Rahmen des Fachcolloquiums vorgestellt und diskutiert wurden.
- Ulrike Becker beschreibt anhand eines Beispiels, wie Konflikte in schulischen Settings gelöst werden können. Link
- Martina Hehn-Oldiges beschreibt vorbildhafte Strategien von pädagogischen Fachkräften, die dazu dienen, dass Schüler_innen Selbstachtung erlernen. Link
- Dr. Britta Ostermann stellt den Ansatz “restorative practices” dar. Link
- Prof. Dr. Fabienne Becker-Stoll beschreibt entwicklungspsychologische Grundlagen pädagogischer Interaktionsqualität LINK
- Jean-Luc Patry beschreibt, wie Wissen und Werte in der Vermittlung miteinander verknüpft werden kann LINK